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01. Ballaststoffe und ihre Bedeutung für Verdauung und Stoffwechsel Ratschläge zur gesunden Ernährung sind heute fast immer mit der Empfehlung verbunden, ballaststoffreiche Nahrungsmittel zu bevorzugen. So mancher mag sich dabei schon gefragt haben, warum gerade Ballaststoffe so wichtig für unsere tägliche Kost sind und was sich hinter diesem Begriff überhaupt verbirgt. Allgemein gesagt, sind es bestimmte Bestandteile unserer Lebensmittel, und zwar nur solcher pflanzlicher Herkunft. Sie können von den Verdauungsorganen nicht unmittelbar gespalten werden, verlassen also den Körper nach dem Verzehr in unveränderter Form. Deshalb werden sie als "Ballaststoffe" bezeichnet. Die Ernährungsforschung hat sich in den letzten Jahren sehr gründlich mit dieser Gruppe befaßt und erkannt, daß es sich um Bestandteile der Nahrung handelt, die Verdauung und Stoffwechsel in solcher Weise "belasten", daß das Ergebnis im Endeffekt eine gesundheitsfördernde Wirkung ist. Hauptsächlich handelt es sich um bestimmte Teile von Pflanzenzellen. Ist das Wachstum einer Getreide-, Gemüse- oder Obstpflanze abgeschlossen, enthalten die Zellen der Halme, Blätter und Früchte in ihren Randschichten Stützsubstanzen. Hierzu gehören Zellulose, Hemizellulose, Lignin und Pektinstoffe. Das sind die wichtigsten Ballaststoffe unserer Nahrung. Menge und Zusammensetzung der Ballaststoffe in den Lebensmitteln pflanzlicher Herkunft sind unterschiedlich. Das hängt von der Art und den Wachstumsbedingungen sowie dem Verarbeitungsgrad der pflanzlichen Produckte ab. Die verdauungs- und stoffwechselfördernden Wirkungen sind an bestimmte Eigenschaften der Ballaststoffe gebunden. Die Zellulose- und Ligninanteile besitzen eine besonders feste Struktur. Diese kann von den Enzymen der Verdauungssäfte im Magen und im Darm nicht aufgespalten werden. Unverändert passieren sie die Verdauungsorgane und üben dabei einen mechanischen Reiz auf die Darmwand aus. Dadurch regen sie die Fortbewegung des Darminhaltes an. Sie wirken als "Füllstoffe" in Magen und Darm. Die Hemizellulose- und Pektinanteile binden Wasser und wirken so als "Quellstoffe". Sie verändern Vollumen und Konsistenz des Darminhaltes, was die Verdauung fördert. Hinzu kommt, daß Ballaststoffreiche Lebensmittel die Kautätigkeit anregen und ein länger anhaltendes Sättigungsgefühl auslösen. Während der Passage durch Magen und Darm können Ballaststoffe Fremd- und Giftstoffe binden, die mit den Lebensmitteln aufgenommen wurden, und dadurch gesundheitsschädliche Wirkungen mindern. Durch Bindung von Gallensäure im Darminhalt können sie indirekt zur Senkung des Blutcholesterolspiegels beitragen. Darüber hinaus verändern die Ballaststoffe die Zusammensetzung und den Stoffwechsel der Backterienflora des Dickdarms in günstiger Weise.
02. Welche Lebensmittel sollten bevorzugt werden ? Die wichtigsten Ballaststoffe in unserer Ernährung stammen zu etwa 46% aus Getreideerzeugnissen, zu etwa 30% aus Gemüse und Obst, zu etwa 20% aus Kartoffeln und zu etwa 2% aus anderen Lebensmitteln. Im allgemeinen sollte die tägliche Ballaststoffaufnahme bei etwa 30g pro Person liegen. Obwohl der Gehalt von Ballaststoffen in Lebensmitteln wissenschaftlich-technisch noch nicht einheitlich bestimmt wird, können ausreichend genaue Anhaltswerte dafür angegeben werden. Daraus kann sich jeder, entsprechend der verzehrten Menge des jeweiligen Lebensmittels, seine Ballaststoffaufnahme errechnen. Ballaststoffreich sind Getreideerzeugnisse mit einem hohen Kleieanteil. Hierzu gehören zum Beispiel Produkte wie die Bran-Flakes mit etwa 40%, Spezialbrotsorten wie zum Beispiel Driftbrot mit etwa 10%, Trendbrot mit etwa 6%, Roggenschalenbrot mit etwa 6%, Weizenschalenbrot mit etwa 5,5% Ballaststoffen. Knäckebrot weist je 100g (=10 Scheiben) 11-15g, Roggenvollkornbrot je 100g (=2 dicke oder 3 mittlere Scheiben) etwa 7g und Roggenmischbrot je 100g etwa 4-5g Ballaststoffe auf. Je nach Ernährungsgewohnheiten und Traditionen der Backwarenherstellung in den einzelnen Ländern sind weitere Spezialbrotsorten im Angebot (wie zum Beispiel Katenbrot, Bauernbrot, Spezialtoastbrot u.a.), die einen höheren Ballaststoffgehalt aufweisen als herkömmliche Backwaren. Aus diesen Beispielen geht eindeutig hervor, daß ein ausreichender bzw. zunehmender Brotverzehr, insbesondere von Vollkorn- und Spezialbrotsorten, gute Möglichkeiten für eine ballaststoffreiche Kost bietet und damit weitverbreiteten Verdauungsstörungen (Verstopfung) entgegenwirkt. Eine weitere ballaststoffreiche Lebensmittelgruppe sind die Hülsenfrüchte. Im verzehrfertigen Zustand enthalten weiße Bohnen 7g, grüne Erbsen etwa 6,6g und Linsen etwa 4,3g Ballaststoffe je 100g . Zu einer abwechslungsreichen gemischten Kost gehören folgende Gemüsearten, die ebenfalls zur Deckung des Ballaststoffbedarfs beitragen können. So enthalten 100g Rotkohl 2,6g , Rosenkohl 2,5g , Wirsing 2,4g , Kartoffeln 2,2g , Blumenkohl 2,2g , Sauerkraut 2,2g , Weißkohl 1,9g , Rote Rüben 1,9g , Kohlrabi 1,6g , Mohrrüben 1,5g , Paprika 1,4g , Tomaten 0,9g und Gurken 0,4g Ballaststoffe. Letztlich tragen auch viele einheimische Obstsorten saisonabhängig zur Gestaltung einer ballaststoffreichen Ernährung bei, wie zum Beispiel -bezogen auf 100g- Johannisbeeren mit 3,6g , Birnen mit 2,8g , Äpfel mit 1,9g , Erdbeeren mit 1,8g , Pfirsiche mit 1,4g und Kirschen mit 1,0g .
03. Ernähren wir unsere Kinder richtig ? Mit dem Vollstillen werden dem Neugebohrenen Energie und Nährstoffe in optimaler Menge und Qualität zugeführt. Der in der Frauenmilch enthaltene Milchzucker (Laktose) übt in den ersten Lebensmonaten eine Ballaststoffunktion aus. Obwohl der gesunde Säugling im Dünndarm über ein Enzym verfügt, das Milchzucker aufspaltet, gelangen ausreichende Mengen davon in den Dickdarm, wo sie die Zusammensetzung und den Stoffwechsel der Backterienflora in günstiger Weise beeinflussen. Mit dem Nachlassen der Stilleistung können zunächst industriell hergestellte Säuglingsnahrungen auf Kuhmilchbasis und ab 3.-4. Lebensmonat Fertignahrungen auf Obst- und Gemüsebasis verwendet werden. Alle industriell hergestellten Säuglingsnahrungen sind in ihrem Energie- und Nährstoffgehalt optimal auf das jeweilige Alter eingestellt und unterliegen einer strengen hygienischen Kontrolle. Sie decken den steigenden Bedarf des wachsenden Säuglings und Kleinkindes an Vitaminen und Mineralstoffen ausreichend und fördern durch den Gehalt an Obst und Gemüse mit ihrer fein verteilten Zellulose die Verdauungsfunktionen. Damit wird der Übergang auf die mit zunehmendem Alter erforderliche feste Mischkost erleichtert. Durch Zugabe kleiner Mengen an Obst- und Gemüsesäften wird die zunehmend feste Kost des Kleinkindes mit einigen Vitaminen ergänzt und das Durstgefühl gelöscht. Hierzu sind die Hinweise der Mütterberatung stets zu beachten. Im zweiten Lebensjahr sollten unsere Kleinen so bald wie möglich daran gewöhnt werden, mit dem Löffel zu essen sowie aus Becher oder Tasse zu trinken. Mit dem Übergang zui einer gemischten, mehr festen als flüssigen oder breiigen Kost sollten Reaktionen des Kindes auf bestimmte Lebensmittel bei jeder Mahlzeit beachtet werden. Frühzeitig gilt es, die Kinder dazu anzuregen, den Umfang der einzelnen Mahlzeiten selbst mitzubestimmen. Wer ein Kleinkind unter allen Umständen zum Aufessen zu zwingen versucht, begeht einen schweren Erziehungsfehler, der im späteren Leben zu Störungen im Ernährungsverhalten führen kann. Gesundheitliche Folgen wie Übergewicht, aber auch Magersucht können die Folgen sein. Durch reichliche Anteile an Obst und Gemüse, auch in roher Form, sowie an groben Brotsorten wird das Kind zum gründlichen Kauen angeregt. Die mit diesen Lebensmitteln ausreichend aufgenommenen Ballaststoffe regen die Verdauungsorgane in ihrer Funktion an und beeinflussen sie günstig. Eine bessere Verwertung vieler Speisen und eine erhöhte Widerstandskraft besonders gegenüber Verdauungsstörungen sind das Ergebnis. Süße Lebensmittel wie Marmelade und Honig sowie süße Getränke sollten auf bestimmte Mahlzeiten bzw. bestimmte Tageszeiten beschränkt bleiben. Danach sollte konsequent das Zähneputzen anerzogen werden. Nur so kann der Zahnfäule im Kleinkindalter erfolgreich begegnet werden. Wichtig ist auch die Gewöhnung der Kinder an drei Haupt- und zwei Zwischenmahlzeiten. Praktisch kann die Mahlzeitenfolge so ähnlich gestaltet werden : 1. Frühstück : Ein bis zwei Tassen Milch, eine Schitte Misch- oder Vollkornbrot mit Butter oder Margarine oder frischer Rahmbutter; als Aufstrich Kräuterquark, Honig, Käse, Streichwurst oder Marmelade. Ein weichgekochtes Ei kann zwei- bis dreimal in der Woche angeboten werden. In Abwechslung mit Milch und belegten Broten können auch in Milch eingeweichte Haferflocken mit Rosinen, Nüssen oder Obst(saft) zum Frühstück verzehrt werden. Die erste Zwischenmahlzeit am Vormittag sollte aus Obst, Zwieback, Joghurt oder einer Scheibe Brot mit einem appetitlichen Belag bestehen. Mittagsmahlzeit : 200g Kartoffeln und Gemüse, 30-50g Fleisch, Geflügel oder Fisch; als Nachspeise Pudding, Kompott oder frisches Obst. Austauschmöglichkeit : Mohrrübeneintopf mit Fleisch. Zweite Zwischenmahlzeit am Nachmittag : Waffelbrot, Knäckebrot oder Zwieback mit Butter, Quark, Tee oder Saft. Abendmahlzeit : Ein bis zwei Tassen Milch (Fruchtmilch, Milchmixgetränk), eine Scheibe Brot mit Butter, Wurst, oder ein Teller Milchbrei oder Gemüsesalat mit appetitlicher Garnitur. Für eine richtige Ernährung im Schulalter gelten folgende Grundregeln :
04 Ballaststoffreiche Kost im höheren Lebensalter Eine abwechslungsreiche gemischte Kost ist auch im höheren Lebensalter von mitentscheidender Bedeutung für Gesundheit, Wohlbefinden und Lebensfreude. Dabei ist die Aufrechterhaltung normaler Verdauungsvorgänge besonders wichtig. Ballaststoffreiche Lebensmittel gehören, in kleinen Mengen, möglichst auf 5-6 Mahlzeiten verteilt, zur gesunden Ernährung im Alter. Dunkle Brotsorten, Kartoffeln und Getreideprodukte sollen regelmäßig Bestandteil der Mahlzeiten sein. Frisches Gemüse wirkt in kleinen Portionen, besonders fein zerkleinert und mit Gewürzen schmackhaft zubereitet, appetitanregend und verdauungsfördernd. Gleiche gesundheitsfördernde Effekte haben frisches Obst, zum Beispiel ein geriebener Apfel, Kompott und Obstsaft. Für eine ausreichende Mineralstoff- , Vitamin- und Eiweißversorgung im Alter sind Milch und Milchprodukte ebenfalls wichtig. Beliebt sind Sauermilchprodukte in Form von Joghurt und Kefir wegen ihres aromatischen Geschmacks, ihrer Bekömmlichkeit sowie ihrer stoffwechsel- und verdauungsfördernden Wirkung. Auch Nährmittel gehören zu einer bekömmlichen Alterskost. Ausreichende Ballaststoffmengen sind zum Beispiel in Kombinationen wie Haferflocken mit Milch oder Obstsaft, Nudeln mit Tomaten und Paprikafrüchten, Reisgerichten mit geriebenen Äpfeln, fein zerkleinerten Orangen oder verschiedenen Kompottsorten und Gewürzen enthalten.
05 Ballaststoffe in der Ernährung bei Krankheit Ernährungsabhängige Erkrankungen können verschiedene Ursachen haben. Mangel oder Überschuß einzelner Nahrungsbestandteile sowie einseitige Zusammensetzung der Kost können sehr unterschiedliche gesundheitliche Störungen zur Folge haben. Ein Mangel an Ballaststoffen wird mit bestimmten Krankheiten des Darmes sowie mit speziellen Stoffwechselstörungen in Verbindung gebracht. Gesichert ist der Zusammenhang zwischen der Verstopfung (Obstipation) und einer ballaststoffarmen Ernährung. Daher ist eine ballaststoffreiche Kost die beste Vorbeugung dagegen. Zur Behandlung verwendet man Kleiepräparate oder auch Leinsamen. 10-50g Kleie pro Tag zusätzlich zu den Mahlzeiten verzehrt, lösen eine beträchtliche Steigerung der Darmbewegungen aus und können so zur Beseitigung einer Verstopfung beitragen. Mit einer halben Tasse in Milch eingeweichtem Leinsamen, vor dem Frühstück verzehrt, kann der gleiche Effekt erzielt werden. In der Diät für Diabetiker haben ballaststoffreiche Lebensmittel, wie zum Beispiel viele Gemüsesorten und Pilze, ihren festen Platz. Bis zu 200g ballaststoffreicher und kohlenhydratarmer Gemüse- und Obstsorten können je Mahlzeit unberechnet verzehrt werden. Gemüse- und Obstsorten mit 5 und über 10g Kohlenhydraten je 100g müssen in der Diabetikerkost entsprechend den Kohlenhydrataustauschtabellen und je nach den vom Arzt festgelegten Diätvorschriften berechnet werden.
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